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Naturschutzorganisationen schlagen Alarm

Agrarförderpläne: Minister Rupprechter riskiert verstärktes Artensterben durch Mittelstreichungen für den Naturschutz.

Verlierer im aktuellen Streit von Bund und Ländern um Naturschutzmittel bleiben die bedrohten Arten und Lebensräume Österreichs!

 

Österreichs Naturschutzorganisationen schlagen Alarm. Seit Monaten finden die im Landwirtschaftsministerium eingebrachten  Vorschläge zur Verbesserung des „Programms für ländliche Entwicklung, 2014-2020“ kein Gehör.  Auch die jüngsten Gespräche blieben bis dato ergebnislos. Nicht einmal die harsche, ähnliche Kritik der EU-Kommission vom 5. August bringt Minister Rupprechter und die Landesräte für Naturschutz zum Einlenken. Die geplanten Mittelkürzungen für Naturschutzprojekte um ca. 30%  bleiben aufrecht. 

Aus Sicht der NGOs ist das ein umweltpolitischer Skandal ersten Ranges: Obwohl der Handlungsbedarf für Natura 2000 Gebiete und für z.B. vom Aussterben bedrohte Feldvogelarten enorm gestiegen ist, soll genau das in der Förderpraxis dieses zentralen Umwelt-Programms ignoriert werden. Offensichtlich werden diese Umweltinteressen jenen der Intensivlandwirtschaft geopfert.

 

Trotz vieler belegter Naturschutz-Misserfolge Budgetkürzung statt Aufstockung

 

Mit 1,1 Mrd. Euro jährlich an Fördermittel sollen Österreichs Landwirte in diesem Programm für Ländliche Entwicklung gefördert und gleichzeitig das Artensterben in Österreich gestoppt werden.  Die 9 Bundesländer haben einen umstrittenen Bedarf von 25 Mio. Euro jährlich für Naturschutzprojekte angemeldet. Aus Sicht der NGOs viel zu wenig, angesichts der vielen Misserfolge der letzten Jahre, bei ähnlichen Mitteln. Nicht einmal das will Minister Rupprechter dem Naturschutz zustehen und diese Gelder auf 18 Mio. kürzen, das wäre mit 1,6% eine verschwindende Größe des Gesamtbudgets. Geht es nach den NGOs braucht es 40 Mio. jährlich um einerseits die offenkundigen Mängel zu beheben und andererseits zumindest die dringend notwendigen neuen Projekte finanzieren zu können.  Die geplanten Kürzungen führen absehbar in ein Desaster des Naturschutzes – Arten und Lebensräume werden darunter leiden, manche Arten aussterben.

Die NGOs fordern  deshalb Minister Rupprechter und die Naturschutzlandesräte auf, aus den Misserfolgen der letzten Jahren zu lernen und die Naturschutzmittel dieses Programm auf mindestens 40 Mio. pro Jahr zu erhöhen!

 

Werden Feldlerche & Co. endgültig der Intensivlandwirtschaft geopfert?

 

Neben arg mangelhafter Umsetzung von Natura 2000 Gebieten, z. B. fordert die EU von Österreich 220 neue Schutzgebiete, zeigt die Entwicklung der Feldvögel die Misserfolge der bisherigen Förderpraxis eindrucksvoll auf:  Obwohl im letzten Programm 540 Mio. jährlich im Agrar-Umweltprogramm ÖPUL an die Landwirte ausgeschüttet wurden, beschleunigt sich das Sterben der Feldvögel: Laut Farmland Bird Index 2013, erhoben von BirdLife, gingen die häufigsten Feldvögel (wie Feldlerche, Kiebitz, Kuckuck etc.) allein seit 1998 um 37% zurück. Das von Agrariern gern mit Eigenlob überhäufte ÖPUL ist diesbezüglich nicht nur wirkungslos, im Gegenteil: In Österreich verläuft dieses Artensterben deutlich schneller als im EU-Durchschnitt (EU: -1,7%/Jahr, Ö: -2,3%/Jahr).

 

In manchen Regionen sind diese häufigeren Arten bereits völlig verschwunden, z. B. das Rebhuhn in ganz Vorarlberg.  Letztere, von der Ackerbewirtschaftung besonders betroffene Art, ging bundesweit seit 1998 um 72% zurück. Da Ackerbauern im künftigen Programm kaum Nützlings- und Blühsteifen anlegen oder Landschaftselemente erhalten müssen,  wird allein dadurch das Aussterben des Rebhuhns beschleunigt.

 

Noch viel schlechter geht es anspruchsvolleren Vögeln der Kulturlandschaft. Trotz Schutzgebieten und Artenschutz sind letzte Vorkommen von Wachtelkönig, Bekassine, Braunkehlchen und Co. nicht zu halten, wenn der Mitteleinsatz nicht erhöht wird, z. B. durch intensive Bewerbung der Schutzmaßnahmen bei Grundeigentümern, Beratung der Landwirte, funktionierende Schutzgebietsbetreuung etc. Bleiben die momentanen Förderpläne bestehen, werden viele diese Arten 2020 dort stehen, wohin die Blauracke in der Südsteiermark oder der Ortolan in Tirol durch die industrielle Landwirtschaft in Kombination mit erfolglosem Naturschutz bereits gedrängt wurde: die letzten 3-5 Paare Österreichs sind trotz Schutzgebietsausweisung akut vom Aussterben bedroht.

 

BirdLife Österreich, Mag. Gerald Pfiffinger

Naturfreunde Österreich, DI Regina Hrbek
Naturschutzbund Österreich, Mag. Birgit Mair-Markart

WWF Österreich, Dr. Bernhard Kohler

 

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