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Angekommen und aufgenommen

Flüchtlingskinder sind in erster Linie Kinder – mit all ihren spezifischen Bedürfnissen und dem Recht auf Schutz und Hilfe. Nicht erst seit der aktuellen Flüchtlingskrise beweisen engagierte Naturfreunde-Gruppen mit verschiedenen Projekten, wie Integration gelingen kann.

„Hinter jedem Flüchtling steht eine Geschichte. Viele sind traumatisiert und in Massenquartieren zum Warten und Nichtstun verdammt - ohne entsprechende Betreuung“, kritisiert Monika Pinterits, Kinder- und Jugendanwältin in Wien. Auch die Bundesjugendvertretung macht auf die schwierige Lage von minderjährigen Flüchtlingen aufmerksam und hält fest: „Alle Kinder haben Rechte, egal woher sie kommen.“

Sobald die Grundbedürfnisse wie Unterkunft und Verpflegung gestillt sind, wird gerade bei Kindern und Jugendlichen deutlich, wie wenige Mittel und Möglichkeiten sie haben, um die Wartezeit sinnvoll zu gestalten. Hier sieht Christina Pum, Geschäftsführerin der Naturfreundejugend Österreich, die Chance, viele kleine und große Beiträge zur Integration zu leisten: Spiel, Spaß und Bewegung, Kennenlernen der neuen Umgebung und Begegnungen mit Gleichaltrigen bringen willkommene Abwechslung zum oft tristen Alltag. Verschiedene Freizeitangebote der Naturfreunde bescheren ein paar unbeschwerte Stunden oder legen sogar schon den Grundstein für eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben – indem junge Flüchtlinge Freunde finden, Deutsch lernen, Interessen entwickeln und neue Perspektiven entdecken.

 

Solche Projekte sind nicht einseitig als Hilfe für Flüchtlinge zu verstehen. Sie sind für alle Beteiligten eine Bereicherung. In Kooperation mit dem Netzwerk Flüchtlingskinder konnten zum Beispiel im Sommer 2015 vier Burschen aus Afghanistan, Algerien und Gambia am Umweltworkcamp der Naturfreundejugend im Ausseerland teilnehmen. „Es ist erschreckend, was diese Jugendlichen auf ihrer Flucht nach Österreich alles erlebt haben. Umso beeindruckender war es für mich, mit welcher Freude und Arbeitswillen sie ehrenamtlich an unserem Umweltworkcamp mitgewirkt haben“, so der Revierleiter DI Andreas Pircher von den Österreichischen Bundesforsten, der das Projekt fachlich begleitet hat.

 

Bewegung & Sport

Als die Flüchtlingskrise im vergangenen Sommer einen dramatischen Höhepunkt erreichte, mussten im völlig überfüllten Lager Traiskirchen auch 1500 unbegleitete Minderjährige ohne Beschäftigung und ohne Bett ausharren. Da beschlossen die Naturfreunde Niederösterreich, aktiv zu werden. Unter dem Motto „SOzialen ZUsammenhalt LEBEN“ organisierten sie im August und September Kletter-Aktionstage in einer Traiskirchner Freizeitanlage und in umliegenden Klettergärten. Auf den mobilen Klettertürmen der Naturfreunde konnten die Kinder in einer angstfreien, animierenden Atmosphäre Erfahrungen sammeln. Karin Blum, Projektkoordinatorin vor Ort: „Bewegung und Sport ist für Kinder und Jugendliche besonders wichtig. Sie müssen ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben und Aggressionen abbauen können!“ Ein positiver Nebeneffekt: Viele der Jugendlichen haben nach ihren ersten Kletterrunden ihre Schüchternheit abgebaut und neue Bekanntschaften gemacht. Junge Menschen, die als „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ in Österreich Schutz gefunden haben, spielen bei der Naturfreundejugend nicht erst seit letztem Sommer eine Rolle. Am Dachsteincamp der Naturfreunde Oberösterreich haben in den letzten Jahren immer wieder Burschen mit Fluchterfahrung teilgenommen.

 

Auch die Naturfreunde Tirol arbeiten mit einer Betreuungseinrichtung für jugendliche Flüchtlinge zusammen. Verschiedene Aktivitäten wie Sportklettern, Bouldern,
(Schneeschuh-)Wandern und Klettersteiggehen standen bereits auf dem Programm. Die dafür notwendige Ausrüstung wurde von Naturfreunde-Mitgliedern gesammelt. „Unvergesslich ist mir ein Abend am Lagerfeuer im Rahmen eines KiJu-LeiterInnen-Basiskurses, an dem zur Hälfte jugendliche Flüchtlinge teilnahmen“, erzählt Kursleiter Hanspeter Gärtner. „Beim gemeinsamen Trommeln wurden die unterschiedlichen Rhythmen als Ausdrucksformen musikalischer und kultureller Identität spürbar. Die Jungs begannen selbstbewusst zu singen und zu tanzen und rissen uns alle mit … eine Mischung aus Heimweh, Stolz, Freude - ein Feuerwerk der Gefühle, ein besonderes Geschenk der Begegnung.“

 

Auch die Naturfreunde Internationale setzt mit ihrer Initiative REACH OUT ein Zeichen und bietet jungen Asylwerbern im Samariterbund-Haus Sidra Freizeitaktivitäten an. Weiters erhalten die Asylwerber Unterstützung, um in ihrer neuen Umgebung Fuß zu fassen. Diese Aktivitäten werden mittels Videos und Fotos dokumentiert, die online gestellt werden. Weitere Infos: http://nfreachout.wordpress.com/

 

Am wichtigsten sind Freunde

Die traditionellen Stärken der Naturfreunde wie soziale Kompetenz, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Verantwortung und Chancengleichheit sind angesichts der Herausforderungen von heute wichtiger denn je. In einem Interview für das Kindermagazin der Naturfreundejugend „Murmelpost“ wurden Hanin und Ahmad aus Syrien gefragt, wie man neu in Österreich angekommenen Kindern helfen könne. „Mit geschenkten Sachen“, antworteten die zehnjährigen Zwillinge. „Aber am wichtigsten sind Freunde zum Spielen!“

 

Die Naturfreunde NÖ organisierten für unbegleitete Minderjährige in Traiskirchen Kletteraktionstage. Denn Bewegung ist vor allem für Kids wichtig, auch um Aggressionen abzubauen
Flüchtlinge willkommen: im Umweltworkcamp 2015 im Ausseerland packten auch vier junge Burschen aus Afghanistan, Algerien und Gambia kräftig mit an.
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